Fertighäuser – Alles, was Sie wissen müssen
Fertighäuser bieten zahlreiche offensichtliche Vorteile gegenüber traditionellen Bauweisen. Dennoch gibt es oft Kritik, dass ihre Nachteile sie für den dauerhaften Wohngebrauch disqualifizieren…
In den letzten Jahrzehnten sind Fertighäuser immer populärer geworden. In den USA ist dieses Bausystem deutlich weiter verbreitet als in Europa. Der Grund liegt in der unterschiedlichen Auffassung des Begriffs “Zuhause”. In Europa werden Häuser für die Ewigkeit gebaut. Denn wie kann etwas, das in Modulen gefertigt wird, über Generationen hinweg vererbt werden? Wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.
Langlebigkeit von Fertighäusern
Die Materialien und Bauweisen von Fertighäusern wurden in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Viele Hersteller garantieren mittlerweile eine Lebensdauer von 100 Jahren. Zwar kann ein massiv gebautes Haus durchaus länger halten, doch gilt dies nicht zwangsläufig für Objekte derselben Preisklasse wie Fertighäuser.
Ein entscheidender Punkt ist der Zustand eines klassischen Massivhauses nach 100 Jahren und die damit verbundenen Renovierungskosten. Falls es sich nicht um ein denkmalgeschütztes Objekt handelt, ist es oft wirtschaftlicher, ein altes Haus abzureißen und neu zu bauen. Ein Vorteil der Massivbauweise ist jedoch, dass sich ein Haus nach einigen Jahrzehnten leichter verkaufen lässt, wenn es nicht in Fertigbauweise errichtet wurde.
Ähnliche Artikel:
Einige Fertighaushersteller geben 30 Jahre Garantie auf ihre Häuser, was darauf hindeutet, dass sie mit der richtigen Pflege deutlich länger halten können. Diese Garantie bezieht sich allerdings nicht auf Gewerke wie Elektrik oder Sanitärinstallationen, da hier die Garantiezeiten in der Regel wesentlich kürzer sind.
Ähnliche Artikel:
Wie viel kosten die günstigsten Fertighäuser in Deutschland?
Es ist zudem erwähnenswert, dass viele europäische Hersteller Fertighausmaterialien in die EU exportieren und dort montieren. Natürlich gibt es unzufriedene Kunden, aber das gilt auch für den konventionellen Hausbau. Der Kauf eines Fertighauses ist vergleichbar mit dem Kauf eines neuen Autos: Wer sich nicht auskennt, sollte sich vorab im Internet über Qualität, Zuverlässigkeit und Wartungskosten informieren.
Bauzeit
Ja, Fertighäuser werden wesentlich schneller errichtet als Massivhäuser. Alle Bauteile werden im Werk vorgefertigt und vor Ort zusammengesetzt. Dadurch entfällt die Zeit für den herkömmlichen Mauerbau. Die meisten Hersteller garantieren, dass der Rohbau eines 80 Quadratmeter großen Hauses innerhalb eines Monats abgeschlossen ist, einschließlich der Vorbereitung und Trocknung des Betonfundaments.

Diese Zeitersparnis ist vielleicht nicht das wichtigste Kriterium, wenn es um eine langfristige Investition geht. Wichtiger ist die bessere Kostenkontrolle und die Reduzierung unerwarteter Ausgaben, die bei der Massivbauweise oft auftreten. Natürlich kann man auch beim klassischen Hausbau alles detailliert planen, doch erfordert dies Erfahrung und oft die Beauftragung eines Bauunternehmers, was die Gesamtkosten erhöht.
Kurz gesagt: Der größte Vorteil von Fertighäusern liegt nicht nur in der schnellen Bauzeit, sondern in der besseren Kostenkontrolle und dem geringeren Stress für die Bauherren.
Baukosten
Die Kosten für ein Fertighaus sind in der Regel niedriger als die eines Massivhauses. Eine exakte Kalkulation ist jedoch schwierig, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Ein entscheidender Faktor ist der Standort: Wenn das Grundstück direkt an einer Straße liegt, sind die Baukosten niedriger. Befindet sich das Baugrundstück jedoch in schwer zugänglichem Gelände, können die Kosten durch aufwendigen Materialtransport deutlich steigen – und das gilt sowohl für Fertig- als auch für Massivhäuser.
Grob gerechnet kostet allein das Fundament für ein einstöckiges Haus mit 100 Quadratmetern bis zu 6.000 Euro. Danach belaufen sich die Baukosten für ein Fertighaus auf 250 bis 350 Euro pro Quadratmeter. Mit Fundament steigt der Preis auf etwa 450 Euro pro Quadratmeter. Wer sich für die sogenannte “Ausbauhaus”-Variante entscheidet, kann die Kosten auf unter 200 Euro pro Quadratmeter senken.
Ein Ausbauhaus umfasst die grundlegende Konstruktion ohne Boden-, Elektro- und Sanitäranlagen. Wer sich mit den Innenausbauarbeiten nicht auskennt, sollte diese Variante meiden. Fachkundige Bauherren können jedoch durch Eigenleistung sparen und das Haus nach eigenen Vorstellungen gestalten.
Energieeffizienz
Fertighäuser bieten in puncto Energieeffizienz klare Vorteile. Massivhäuser können ebenfalls hohe Energieeffizienz erreichen, aber dies erhöht die Baukosten erheblich. Um die gleiche Energieeffizienz wie ein Fertighaus zu erreichen, müsste ein Massivhaus eine zusätzliche Dämmschicht von mindestens 10 cm erhalten. Dadurch würde sich die Wandstärke auf über 40 cm erhöhen, was die nutzbare Wohnfläche verringert.
Ein Fertighaus bietet im Vergleich zu einem Massivhaus etwa 10 % mehr Netto-Wohnfläche bei gleicher Grundfläche. Bei einer Gesamtfläche von 100 Quadratmetern bedeutet dies in der Praxis ein zusätzliches Zimmer.
Ein wichtiger Unterschied zwischen beiden Bauweisen ist die Wärmespeicherung. Während Massivhäuser die Wärme in den Wänden speichern und langsamer auskühlen, heizen sich Fertighäuser schneller auf, kühlen aber auch schneller wieder aus. Dies kann ein Nachteil sein, wenn es um eine stabile Raumtemperatur geht.
Fazit
Ob ein Massivhaus oder ein Fertighaus die bessere Wahl ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Ein Massivhaus ist eine bewährte und sichere Option, doch in vielen Fällen kann ein Fertighaus die praktischere und wirtschaftlichere Lösung sein.