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Isolationsplatten aus Pilzen, inspiriert von Elefantenhaut

Ein Forscherteam der Nanyang Technologischen Universität (NTU) in Singapur hat eine innovative Lösung zur Reduzierung der Hitze in Gebäuden vorgestellt – ganz ohne Energieverbrauch. Ihre bahnbrechende Entdeckung, sogenannte „Pilzplatten“ (engl. fungi tiles), kombiniert Nachhaltigkeit mit modernster Biotechnologie.

Diese neuartige Lösung der Forscher aus Fernost verbindet das Wurzelnetzwerk von Pilzen, bekannt als Myzel, mit organischen Abfällen, um ein umweltfreundliches Material zu schaffen, das das Potenzial hat, die Wärmedämmung im Bauwesen zu revolutionieren.

Nach umfangreicher Forschung kamen interessante Ergebnisse zutage – und wie so oft diente die Natur als Inspiration. Die auf Myzel basierenden Platten verfügen über eine strukturierte Oberfläche, die den kühlenden Eigenschaften der Elefantenhaut nachempfunden ist.

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Elefanten besitzen keine Schweißdrüsen, aber ihre faltige Haut hilft ihnen bei der Kühlung, indem sie Luft einschließt und die Verdunstungsfläche für Feuchtigkeit vergrößert. In Zusammenarbeit mit dem lokal ansässigen Designstudio bioSEA, das sich auf bioinspirierte Lösungen spezialisiert hat, reproduzierte das NTU-Team diese natürliche Struktur, um die Kühleigenschaften der Myzelplatten zu verbessern.

Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass Myzel-Komposite eine bessere Energieeffizienz als herkömmliche Dämmstoffe aufweisen. Die neuesten Tests des NTU-Teams zeigen, dass ihre von Elefantenhaut inspirierten Platten im Vergleich zu glatten Myzelplatten eine um 25 % höhere Kühleffizienz bieten.

Zusätzlich steigert sich dieser Kühleffekt unter simulierten Regenbedingungen sogar um bis zu 70 %, was diese Platten besonders geeignet für tropische Klimazonen macht.

Laut NTU ist die Bauindustrie für fast 40 % der energiebedingten Emissionen weltweit verantwortlich, und die Entwicklung nachhaltiger Dämmstoffe ist daher von entscheidender Bedeutung. Ihrer Einschätzung nach bieten Myzel-Komposite ein biologisch abbaubares, poröses Material, das in Bezug auf die Wärmeleitfähigkeit mit synthetischen Alternativen konkurrieren kann – und dabei die Umwelt deutlich weniger belastet.

Um die Effizienz der Platten zu testen, erhitzte das Team sie mit einer Heizplatte und überwachte die Temperaturveränderungen mit Infrarotkameras. Die von Elefantenhaut inspirierte Textur führte dazu, dass die Platten Wärme langsamer aufnahmen, wodurch ihre thermische Effizienz um 25 % verbessert wurde.

Unter feuchten Bedingungen war der Kühleffekt sogar noch ausgeprägter – die Effizienz verbesserte sich um 70 %, wenn die Platten mit Wasser benetzt wurden.

Trotz ihres großen Potenzials stellt die Massenproduktion der Myzelplatten nach wie vor eine Herausforderung dar. Ihr Wachstumsprozess dauert drei bis vier Wochen, und es ist möglich, dass der Markt aufgrund der Dominanz synthetischer Materialien im Bauwesen zunächst zögerlich reagiert. Das Team arbeitet jedoch bereits an der Verbesserung der mechanischen Stabilität und Haltbarkeit der Platten sowie an der Erforschung verschiedener Myzelstämme.

„Mit diesen Platten schaffen wir nicht nur ein nachhaltigeres Produkt, sondern überdenken auch unseren Umgang mit Wärmemanagement in Gebäuden. Diese Innovation eröffnet neue Möglichkeiten für weitere naturinspirierte Lösungen in der Bauindustrie“, betont das Team der Nanyang Technologischen Universität.

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