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Belüftete Dächer – Warum sie genauso wichtig sind wie eine gute Dämmung

Wie wirken sich belüftete, sogenannte Kaltdächer auf die Reduzierung der Dachbodenerwärmung in den Sommermonaten aus? Ist der Preis für die Ausführung eines belüfteten Daches deutlich höher als bei klassischen Dachdeckungen? Und mit welchen Materialien ist diese Art von Dach überhaupt umsetzbar?

Ein belüftetes Dach – auch Kaltdach genannt – ist keine bloße architektonische Spielerei, sondern ein zentrales Element eines energieeffizienten und langlebigen Hauses. Dabei handelt es sich um eine Konstruktionslösung, bei der eine ständige Luftzirkulation zwischen der Dacheindeckung und dem restlichen Dachaufbau ermöglicht wird. Dies verbessert deutlich das Mikroklima im Dachgeschoss und schützt die Dachkonstruktion selbst.

Der Einbau eines belüfteten Daches lässt sich gut mit einem Sonnenschirm auf einer Terrasse vergleichen: Das Dach blockiert die direkte Sonneneinstrahlung, und darunter zirkuliert die Luft – ganz wie beim Sonnenschirm entsteht dadurch ein schattiger, kühler Bereich unter dem Dach.

Funktionsweise und Vorteile des belüfteten Daches

Das Grundprinzip eines belüfteten Daches besteht darin, eine Belüftungsebene zu schaffen, durch die Luft ungehindert zwischen der äußeren Dacheindeckung und der inneren Dachstruktur strömen kann. Im Sommer, wenn sich etwa Dachziegel auf bis zu 70 °C aufheizen können, führt die zirkulierende Luft die überschüssige Wärme ab, bevor sie in das Hausinnere gelangt. Dadurch sinkt die Raumtemperatur im Dachgeschoss, was den Einsatz von Klimageräten reduziert und Energie spart.

Auch im Winter ein echter Vorteil

Im Winter hilft die Belüftungsebene dabei, Wasserdampf aus dem Innenraum – der durch Atmen, Kochen, Duschen und Wäschetrocknen entsteht – zuverlässig abzutransportieren. In einem Vier-Personen-Haushalt kommen dabei täglich mehr als 12 kg Wasserdampf zusammen. Ohne ausreichend Luftaustausch kann sich diese Feuchtigkeit im Dachaufbau niederschlagen, was zu Schimmel, feuchter Dämmung und Bauschäden führt.

Wie ist ein belüftetes Dach aufgebaut?

Die konkrete Ausführung hängt von der Art der Dacheindeckung ab, das Prinzip bleibt jedoch gleich: Zwischen der äußeren Deckung (wie Ziegel oder Bitumenschindeln) und dem inneren Dachaufbau wird ein freier Luftkanal vorgesehen.

Bei klassischen Ziegeldächern besteht die Konstruktion aus Sparren, auf die eine Holzschalung oder OSB-Platte aufgebracht wird. Darauf folgt eine diffusionsoffene, wasserabweisende Folie, die das Eindringen von Regen und Schnee verhindert, aber den Dampfaustritt erlaubt. Entlang der Sparren wird eine Konterlattung (meist 5 × 3 cm) angebracht, die den Lüftungskanal bildet. Darauf folgen die Dachlatten zur Befestigung der Ziegel sowie die Ziegel selbst.

Ein zentraler Punkt dieser Konstruktion ist der Dachfirst – die höchste Stelle des Daches – der offen und luftdurchlässig sein muss. Nur wenn sowohl am Dachüberstand (Traufe) als auch am First ein Luftaustausch möglich ist, funktioniert das System richtig. Im Sommer steigt die heiße Luft unter den Ziegeln nach oben und tritt dort aus, was den kühlenden Effekt überhaupt erst erzeugt.

Zusätzlich werden an den Traufen spezielle Lüftungsgitter angebracht, die den Eintritt frischer Luft erlauben, aber Vögel und Insekten fernhalten.

Belüftung mit Bitumenschindeln – ja, das geht!

Häufig hört man, dass eine Hinterlüftung bei Dächern mit Bitumenschindeln nicht möglich sei – das ist jedoch falsch. Die Lösung liegt in der sogenannten „Doppelschalung“. Zuerst wird eine OSB-Platte auf die Sparren montiert, darauf eine Konterlattung, und dann eine zweite OSB-Platte mit mindestens 15 mm Stärke.

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Im oberen Dachbereich, nahe dem First, wird die Deckung nicht ganz bis zum höchsten Punkt geführt. Stattdessen bleibt ein schmaler Spalt offen, der zusammen mit einer zusätzlichen Latte einen Belüftungskanal bildet. So funktioniert die Luftzirkulation auch bei flacheren, fest geschlossenen Dachsystemen wie bei Schindeldächern.

Ist ein belüftetes Dach komplizierter umzusetzen?

Auf den ersten Blick mag die Konstruktion komplexer wirken als ein klassisches Dach. Doch für ein eingespieltes Handwerkerteam stellt der Einbau kein größeres Problem dar. Wichtig sind dabei eine sorgfältige Planung und die fachgerechte Ausführung von Details, insbesondere an First und Traufe.

Dieser zusätzliche Aufwand zahlt sich mehrfach aus: Die Lebensdauer des Daches verlängert sich, die Energieeffizienz steigt, und der Wohnkomfort unter dem Dach wird erheblich verbessert.

Welche Dachdeckungen eignen sich für ein belüftetes Dach?

Belüftete Dächer lassen sich mit fast allen gängigen Dachmaterialien realisieren: Ton- und Betonziegel, Bitumenschindeln oder sogar Blechdächer – vorausgesetzt, der Belüftungsraum wird fachgerecht eingeplant.

Entscheidend ist, dass die Konstruktion konsequent auf das jeweilige Material abgestimmt wird – mit Frischluftzufuhr an der Traufe, durchgehendem Luftkanal unter dem Dach und Luftaustritt am First.

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