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Edle Korrosion – Was ist Cortenstahl?

Ähnlich wie bei Kupfer oder Messing bildet sich auf der Oberfläche von Cortenstahl eine Korrosionsschicht, die das Metall vor weiterem Verfall schützt. Dies verleiht dem Material nicht nur ein einzigartiges Erscheinungsbild, sondern vereinfacht auch den Korrosionsschutz und die spätere Wartung

Wenn es um Baumaterialien und Werkstoffe für den Hochbau geht, scheint fast alles gesagt zu sein. Doch in den letzten Jahren rückt ein besonderes Material immer stärker in den Fokus: Cortenstahl. Er erfreut sich wachsender Beliebtheit in der Architektur, im Bauwesen sowie in der Kunst und im Design.

Dabei handelt es sich um eine spezielle Stahlsorte, die mit der Zeit eine charakteristische rotbraune Korrosionsschicht entwickelt. Diese Korrosion ist vergleichbar mit der Patina von Kupfer oder Messing: Sie bildet eine schützende Schicht, die das Eindringen von Wasser und Sauerstoff verhindert und so den Verfall des Metalls stoppt.

Der Name Corten stammt von der geschützten Markenbezeichnung “Cor-Ten” des US-amerikanischen Stahlherstellers U.S. Steel, einem der Hauptproduzenten dieses Materials. Die spezifischen Eigenschaften von Cortenstahl, der im Gegensatz zu herkömmlichem Stahl nicht kontinuierlich rostet, werden durch die Zugabe von Legierungselementen wie Phosphor, Kupfer, Nickel, Silizium und Chrom erreicht.

Cortenstahl ist kein klassischer Edelstahl, der seine silberne Metalloberfläche behält, sondern entwickelt eine kontrollierte Rostpatina, die den Stahl vor weiterer Korrosion schützt.

Wo wird Cortenstahl eingesetzt?

Obwohl Cortenstahl noch nicht zu den meistgenutzten Materialien gehört, findet er bereits vielfältige Anwendungen. Besonders häufig wird er für den Bau von Brücken und großen Konstruktionen verwendet, da er ohne zusätzlichen Korrosionsschutz auskommt und keinerlei Wartung erfordert.

Allerdings hat Cortenstahl auch seine Grenzen. Er ist empfindlich gegenüber Salz, weshalb er sich nicht für den Einsatz in Küstenregionen oder in Gebieten eignet, in denen im Winter Streusalz verwendet wird. Brücken aus Cortenstahl werden daher nicht in Regionen gebaut, in denen eine regelmäßige Salzbelastung zu erwarten ist.

Cortenstahl in der Architektur und im Design

Viel interessanter als der konstruktive Einsatz ist jedoch die ästhetische Verwendung von Cortenstahl in der Architektur. Das Material eignet sich ideal für Zäune, Fassadenelemente und sogar tragende Konstruktionen.

Durch den gezielten Einsatz von Cortenstahl lassen sich langlebige und industrielle Designs umsetzen. Allerdings sollten einige Herausforderungen bedacht werden. So erfordert das Schweißen von Cortenstahl spezielle Verfahren, die nicht mit herkömmlichen Schweißtechniken kompatibel sind.

Ein weiterer Punkt ist die sogenannte “Anfangskorrosion”: In der ersten Phase der Patinabildung wird Eisenoxid ausgewaschen, was zu unschönen Rostspuren auf angrenzenden Bauteilen führen kann. Besonders bei Zäunen oder Fassadenelementen aus Cortenstahl kann es zu rötlichen Ablagerungen auf angrenzenden Wänden kommen. Dieser Prozess verlangsamt sich mit der Zeit und stoppt schließlich ganz, sollte jedoch bei der Planung berücksichtigt werden.

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Bei der Verwendung von Cortenstahl im Innenraum stellt dieser Effekt kein Problem dar. Im Außenbereich, beispielsweise bei Fassadenverkleidungen oder Gartenelementen, kann er jedoch durch gezielte konstruktive Maßnahmen vermieden werden – etwa durch eine kontrollierte Ableitung der Rostpartikel.

Ein Material mit einzigartigem Charakter

Cortenstahl erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei Architekten und Designern, da er sich im Laufe der Zeit verändert und eine natürliche Patina entwickelt. Er harmoniert hervorragend mit Designs im Retro-, Rustikal- oder Industriestil, kann aber auch als spannender Kontrast in modernen Bauwerken eingesetzt werden.