Kunststoff richtig lackieren – Der umfassende Ratgeber für Heimwerker
Welche Kunststoffe lassen sich überhaupt lackieren? Wie bereitet man die Oberfläche richtig vor und warum ist das so entscheidend? Und ist das Lackieren mit dem Pinsel überhaupt möglich?
Auf den ersten Blick wirkt das Lackieren von Kunststoffteilen unkompliziert. Doch wer ein haltbares und optisch sauberes Ergebnis erzielen möchte, sollte sich an einige wichtige Schritte halten. In diesem Ratgeber erklären wir, welche Kunststoffe geeignet sind, wie die richtige Vorbereitung aussieht, welche Farben infrage kommen – und warum eine Grundierung (Primer) unerlässlich ist. Auch das Lackieren von Kunststoffteilen am Auto wird gesondert behandelt.
Nicht jeder Kunststoff ist geeignet
Nicht alle Kunststoffe lassen sich gut lackieren. Materialien wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP), die häufig für Aufbewahrungsboxen, Spielzeuge oder Haushaltsgegenstände verwendet werden, haben eine besonders glatte und fettige Oberfläche, die Farben kaum haften lässt. Für solche Kunststoffe benötigt man spezielle Haftvermittler (sogenannte “Adhesion Promoter”) – und selbst dann ist die Haltbarkeit des Anstrichs nicht garantiert.
Gut geeignet zum Lackieren sind hingegen ABS (z. B. bei Auto-Innenverkleidungen), PVC, Polycarbonat oder Acrylglas. Auf vielen Produkten ist das Material mit kleinen Buchstaben auf der Innenseite oder Rückseite gekennzeichnet.
Gründliche Vorbereitung ist das A und O
Unabhängig vom Kunststofftyp gilt: Die Oberfläche muss sorgfältig vorbereitet werden. Zuerst sollte sie gründlich von Staub, Fett und eventuell vorhandenen Silikon- oder Wachsresten befreit werden. Ideal sind Isopropylalkohol oder spezielle Kunststoffreiniger.
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Danach empfiehlt sich ein leichtes Anschleifen mit feinem Schleifpapier (Körnung 600–800), um die Oberfläche anzurauen und die Haftung der Farbe zu verbessern. Das gilt besonders für glänzende Kunststoffe – hier ist das Mattieren durch Schleifen unerlässlich, da Farbe sonst kaum haftet und sich leicht ablöst.
Lackieren ohne Primer? Keine gute Idee!
Ein Kunststoffprimer sorgt für die notwendige Verbindung zwischen Kunststoff und Decklack. Er wirkt wie ein Haftvermittler – ohne ihn blättert die Farbe meist schon nach kurzer Zeit ab. Es gibt sowohl universelle Primer für Kunststoffe als auch spezielle Produkte etwa für die Automobilbranche.
Der Primer wird in dünner Schicht aufgetragen und sollte gut trocknen, bevor man mit dem Lackieren beginnt. In der Regel reicht eine Schicht aus.
Die richtige Farbe und Anwendung
Für Kunststoffflächen eignen sich vor allem Sprühlacke – sie ermöglichen ein gleichmäßiges Ergebnis, selbst bei unebenen oder filigranen Teilen. Je nachdem, ob ein mattes, seidenglänzendes oder hochglänzendes Finish gewünscht ist, wählt man den entsprechenden Lacktyp. Wichtig: Die Farbe muss für Kunststoffe geeignet sein! Viele Hersteller bieten inzwischen speziell formulierte Kunststofflacke an.
Matte Kunststoffe können direkt mit matter Farbe lackiert werden. Für ein glänzendes Finish empfiehlt sich zusätzlich ein transparenter Klarlack, der das Ergebnis schützt und vertieft. Zwischen den Schichten sollten mindestens 10–20 Minuten Trockenzeit eingehalten werden, vor dem Klarlack sogar mehrere Stunden.
Kunststoffteile am Auto lackieren
Stoßfänger, Spiegelkappen oder Türschutzleisten sind Witterung und mechanischem Abrieb besonders stark ausgesetzt. Hier kommen oft 2-Komponenten-Lacke (2K) zum Einsatz, die robuster sind, aber auch Erfahrung in der Anwendung erfordern.

Für Heimwerker sind Auto-Spray-Systeme eine gute Alternative. Sie enthalten meist Grundierung, Decklack und Klarlack – ideal für kleinere Reparaturen. Wichtig: Die Oberfläche muss auch hier sorgfältig gereinigt, angeschliffen und entfettet werden.
Kunststoff im Außenbereich lackieren
Wer Gartenmöbel, Sichtschutz oder Kunststoffzäune lackieren möchte, sollte UV- und witterungsbeständige Farben verwenden. Herkömmliche Lacksprays verblassen in der Sonne oder werden bei Kälte spröde. Achten Sie daher auf Hinweise wie „UV-beständig“ oder „für den Außenbereich geeignet“.
Ein zusätzlicher UV-Klarlack erhöht die Haltbarkeit und schützt die Farbe vor dem Verblassen. Auch hier gilt: Primer nicht vergessen – er verbessert nicht nur die Haftung, sondern auch die Temperaturbeständigkeit des Lacks. Für stark exponierte Teile sind mehrere Schutzschichten sinnvoll – mit ausreichend Trocknungszeit dazwischen.
Lackieren mit dem Pinsel – geht das überhaupt?
Ja – allerdings nur für kleine Flächen oder weniger anspruchsvolle Anwendungen. Empfehlenswert sind Acrylfarben, die speziell für Kunststoff geeignet sind. Sie haben die nötige Viskosität für das Auftragen mit dem Pinsel.
Arbeiten Sie in mehreren dünnen Schichten. Für ein gleichmäßigeres Ergebnis eignen sich kleine Schaumstoffrollen besser als Pinsel. Aber: Eine vollkommen glatte, glänzende Oberfläche ist damit schwerer zu erzielen.
Noch ein paar Tipps zum Schluss
Arbeiten Sie in einem gut belüfteten Raum – idealerweise draußen, aber wind- und staubgeschützt. Vermeiden Sie dicke Lackschichten! Mehrere dünne Schichten mit Geduld und Trocknungszeiten dazwischen liefern das beste Ergebnis.
Wenn Sie sich bei der Kunststoffart unsicher sind, testen Sie den gesamten Ablauf an einer unauffälligen Stelle. So vermeiden Sie böse Überraschungen – und können anschließend das gesamte Teil sicher lackieren.