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Sind Solarstromanlagen wegen „schmutzigem Strom“ gesundheitsschädlich

Was ist schmutziger Strom überhaupt – und besteht ein Risiko für unsere Gesundheit? Immer mehr Haushalte in Deutschland entscheiden sich für Photovoltaikanlagen – als Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduzierung der Stromkosten. Doch in den letzten Jahren häufen sich Stimmen, die vor möglicher „schmutziger Elektrizität“ (Dirty Electricity) im Zusammenhang mit Solartechnik warnen. Was steckt hinter diesen Behauptungen – ein reales Risiko oder reine Panikmache?

Als „schmutzigen Strom“ bezeichnet man hochfrequente elektrische Störungen (EMI – elektromagnetische Interferenzen), die über die Stromleitungen in einem Gebäude verteilt werden. Diese Störungen entstehen oft als Nebenprodukt von elektronischen Geräten mit Schaltnetzteilen – darunter LED-Beleuchtung, Ladegeräte, Smart-Meter und auch Wechselrichter in PV-Anlagen.

Gerade in Solarstromanlagen kann der Wechselrichter – also das Gerät, das den von den Solarmodulen erzeugten Gleichstrom (DC) in Wechselstrom (AC) umwandelt – Quelle solcher Störungen sein. Wenn die Umwandlung nicht sauber erfolgt, gelangen hochfrequente Impulse ins Stromnetz des Hauses.

Gefährlich für die Gesundheit?

Die wissenschaftliche Datenlage ist hier bislang nicht eindeutig. Einzelne Studien beschreiben mögliche biologische Effekte elektromagnetischer Störungen – insbesondere bei Personen, die von sogenannter Elektrosensibilität betroffen sind. Genannt werden Symptome wie Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen oder innere Unruhe.

Dennoch: Keine namhafte Gesundheitsorganisation – darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Health Canada oder das amerikanische NIOSH – konnte bislang eine klare kausale Verbindung zwischen „Dirty Electricity“ und gesundheitlichen Schäden nachweisen.

Eine Studie des Lawrence Livermore National Laboratory aus dem Jahr 2010 analysierte explizit Wechselrichter von PV-Anlagen und kam zu dem Schluss, dass deren elektromagnetische Emissionen im Regelfall deutlich unter den internationalen Grenzwerten (ICNIRP) liegen.

Wer wäre theoretisch besonders betroffen?

Sollten die genannten Effekte überhaupt relevant sein, wären elektrosensible Personen, Kleinkinder oder Menschen mit neurologischen Vorerkrankungen potenziell empfindlicher. Allerdings ist Elektrosensibilität kein offiziell anerkanntes medizinisches Syndrom, und es fehlt bislang an wissenschaftlich gesicherten Belegen.

Wie kann man sich schützen?

Auch wenn keine konkrete Gefahr belegt ist, setzen manche Nutzer auf vorbeugende Maßnahmen. Dazu gehören:

  • Hochwertige Wechselrichter mit integrierten EMV-Filtern
  • Externe EMI-Filter am Wechselstromausgang
  • Professionelle Planung und Erdung der gesamten Anlage
  • Abstand halten – Wechselrichter sollten möglichst nicht direkt neben Aufenthaltsräumen montiert werden

Sind alle Geräte problematisch?

Nein. Geräte mit CE-, FCC- oder TÜV-Zertifizierung unterliegen strengen EMV-Richtlinien (elektromagnetische Verträglichkeit) und stellen gemäß aktueller Forschung kein Risiko für gesunde Personen dar.
Problematisch können vor allem billige, unregulierte Produkte sein – oft aus dem Internet bestellt und ohne nachvollziehbare Qualitätskontrolle.

Fazit:

„Schmutziger Strom“ ist ein messbares physikalisches Phänomen – aber unter normalen Bedingungen in deutschen Haushalten mit fachgerecht installierten Solaranlagen kein belegtes Gesundheitsrisiko.

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Die größte Gefahr geht nicht von der Technologie selbst aus, sondern von minderwertigen Komponenten und laienhafter Installation. Wer sichergehen will, sollte auf Qualitätsprodukte setzen und Fachbetriebe mit der Installation beauftragen.

Und nicht vergessen: Auch andere Haushaltsgeräte wie LED-Leuchten oder Smartphone-Ladegeräte verursachen EMI – wer sich also ernsthaft vor „Dirty Electricity“ schützen will, müsste weit mehr als nur auf Solarenergie verzichten.

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